Das Behandlungskonzept ist ein wichtiger Bestandteil der Dokumentation. Es legt die Vorgehensweise dar, die erforderlich ist, um dem Objekt gerecht zu werden. Es berücksichtigt die Ergebnisse der Untersuchung und der Schadensanalyse. Man unterscheidet beim Vorgehen zwischen der (aktiven und passiven) Konservierung und der weiter reichenden Restaurierung.
Sowohl die Maßnahmen der Konservierung als auch der Restaurierung unterliegen dem Gebot der Reversibilität, d.h. die durchgeführten Maßnahmen sollten für das Objekt schadensfrei wieder rückgängig (entfernbar) gemacht werden können bzw. weiterbehandelbar sein. So ist es entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht grundsätzlich nötig, identische Materialzusammensetzungen wie beim Original einzusetzen (z.B. bei der Gemälderestaurierung). So ist bei einem Ölgemälde z.B. keine Retusche in Ölfarben nötig. Häufig ist der gleiche optische Eindruck bei Retuschen auch durch „Ersatzmaterialien“ zu erreichen, die dem Fachmann als spätere Zutat erkennbar bleiben. Auf diese Weise lässt sich der Eindruck einer (Ver-)Fälschung verhindern.
Dokumentationen sind in erster Linie Nachweise über erbrachte Leistungen am Objekt dem Auftraggeber gegenüber. Sie enthalten Informationen in schriftlicher und ggf. je nach Erfordernis in zeichnerischer und/oder fotografischer Form.
Je nach Bedeutung des Objekts kann die Dokumentation einen wichtigen Beitrag zur kunsttechnologischen Erforschung leisten. So können z.B. Kunsthistoriker auf Unterlagen zurückgreifen, die bei einer äußerlichen Betrachtung verborgen bleiben und erst durch eine detaillierte Untersuchung zutage treten.
Zu den Holzschädlingen zählen einerseits holzzerstörende Pilze und andererseits holzzerstörende Insekten.
Holzzerstörende Pilze schwächen bei dauerhaft erhöhter (infolge unzureichender Lüftung) Holzfeuchte (abhängig von der relativen Luftfeuchte, etwa) das Gefüge des Holzes durch Celluloseabbau. Der Pilz selbst muss nicht unbedingt sichtbar sein, vielmehr zeigt sich ein Befall durch eine veränderte Oberfläche: Es kann zu einer kurzwelligen Verformung kommen, die im Streiflicht zu erkennen ist, oder auch zu einer Rissbildung quer zur Holzfaser, dem so genannten Würfelbruch.
Die im Volksmund vielfach noch als „Holzwürmer“ bezeichneten Schadinsekten, die an Kunstgegenständen (Skulpturen und Bilderrahmen aus Holz etc.) und Möbeln auftreten, sind vornehmlich Käfer der Gattungen Anobium und Nicobium. Sie werden als Ei im Holz abgelegt, wachsen zu Larven heran und ernähren sich von den Bestandteilen des Holzes. Nach der Verpuppung fliegt der voll entwickelte Käfer aus. Ihre Größe liegt etwas über der von Obstfliegen, durch ihre Flügeldecken sind sie in der Luft jedoch etwas behäbiger.
Ein Anobienbefall wird oft erst bemerkt, wenn sich feines Bohrmehl (Fraßmehl) im Umfeld des meist recht kleinen Ausflugloches sammelt, (das entsteht, wenn sich der Käfer aus dem Holz befreit um auszufliegen) oder durch Erschütterungen aus den Fraßgängen durch sie hinausrieselt.
Den größten Teil ihres Lebens verbringen diese holzzerstörenden Insekten im Holz und können über Generationen hinweg beträchtlichen Schaden anrichten, ohne dass äußerlich der Umfang zu erkennen ist. Lediglich die Anzahl der Ausfluglöcher zeigt an, wie viele Käfer bisher ausgeflogen sind.
Für die Schädlingsbekämpfung können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, die jedoch sorgfältig abgewogen werden müssen, da sie durchaus auch für den Menschen gesundheitsschädlich sein können:
Im Wohnbereich können z.B. die Gase von flüssigen, prophylaktisch wirkenden Schädlingsbekämpfungsmitteln durch lange Ausgaszeiten permanent auf den menschlichen Organismus einwirken und ihn schädigen. Eine Begasung hingegen hilft bei akutem Befall, wirkt aber nicht vorbeugend gegen Neubefall.
Das Klima, das vornehmlich durch das Zusammenspiel von Temperatur und Luftfeuchtigkeit permanent einen großen Einfluss auf das Objekt nimmt und beim Holz z.B. das so genannte „Arbeiten“ bewirkt, spielt eine wichtige Rolle bei der Schadensanalyse:
Hier verursacht eine zu geringe relative Luftfeuchtigkeit ein Austrocknen der Holzzellen, das Volumen verringert sich und kann bis zum Reißen des Holzes und der auf ihm aufgebrachten Überzüge oder Fassungsschichten (Malschichten, Vergoldungen etc.) führen oder aber zu ihrem Stauchen führen mit der Folge, dass sie sich vom Untergrund lösen und abplatzen.
Eine zu hohe relative Luftfeuchtigkeit lässt das Holz quellen, Überzüge und Fassungen, die die Spannungen nicht kompensieren können, reißen und splittern ab. Leime, die diesen Klimaschwankungen über längere Zeit ausgesetzt sind, können ihre Bindekraft verlieren, verspröden und durch Mikroorganismen leichter abgebaut werden. Furniere lösen sich.
Bei Leinwandgemälden treten neben Spannungsrissen, dem typischen Alters-Craquelée z.B. Deformationen der Leinwand auf.
Die Konservierung (Erhaltung) beschränkt sich auf rein erhaltende Maßnahmen des Kunstobjekts. Alle Objekte unterliegen durch verschiedenste Einwirkungen einem Verfall, der durch konservatorische Eingriffe nicht verhindert aber bei frühzeitigem Ansatz deutlich verzögert werden kann. Die Konservierung teilt sich dabei in die aktive und die passive Konservierung.
Die aktive Konservierung beschränkt sich auf Maßnahmen am Objekt selbst, während die passive Konservierung sich auf das Umfeld konzentriert, um die äußeren Einwirkungen für das Objekt positiv zu beeinflussen. Eine Konservierung ist die unabdingbare Voraussetzung für eine Restaurierung, denn ohne die nötigen erhaltenden Maßnahmen kann eine Restaurierung auf lange Sicht nicht bestand haben.
Licht hat einen bedeutenden Einfluss auf die Erhaltung von Kunstobjekten. Durch die energiereichen Strahlungen aus dem blau-violetten Bereich und insbesondere der dem menschlichen Auge nicht wahrnehmbaren ultravioletten Strahlung werden Veränderungen in den molekularen Gefügen verursacht, die sich etwa durch Ausbleichen von Farbstoffen oder Nachdunkeln von Holzoberflächen in Erscheinung treten.
Auch der Einfluss des infraroten Bereichs der elektromagnetischen Strahlung führt zu Schäden an Oberflächen. So werden beispielsweise dunklere Partien schneller aufgeheizt und dadurch stärker ausgetrocknet.
Das Licht mit seinen unterschiedlichen Strahlungsbereichen kann aber auch bewusst und verantwortungsvoll zur Untersuchung von Kunstwerken eingesetzt werden. Neben der Betrachtung im Auf- und Streiflicht gibt es weitere, aus dem für das menschliche Auge nicht sichtbaren Bereich der elektromagnetischen Strahlung einsetzbare Wellenlängen. Das Ultraviolette (UV-) Licht lässt z. B. gealterte Firnisse auf Gemälden gelb-grünlich fluoreszieren. Auf ihm ausgeführte jüngere Retuschen erscheinen vielfach als dunkle Flecken. Bei der Entfernung bzw. Reduzierung eines gealterten, verbräunten Firnisses kann die Betrachtung im UV-Licht zur Kontrolle dienen. (siehe nebenstehendes Foto)
Auch zur Bestimmung von Überzügen auf Möbeloberflächen kann UV-Licht beitragen. Reiner Schellack beispielsweise fluoresziert unter UV-Bestrahlung orange.
Die infrarote (IR-) Strahlung kann zur Tiefenuntersuchung vorzugsweise von Gemälden genutzt werden. Die langen Wellen dringen tiefer in die Malschichten ein und werden je nach Malschichtaufbau und -zusammensetzung unterschiedlich reflektiert bzw. absorbiert. Mittels spezieller Kameras bzw. IR-empfindlicher Filme lassen sich diese Unterschiede darstellen. Auf diese Weise werden ggf. Untermalungen erkannt, die auf ihre Charakteristik hin weiter untersucht werden können.
Der Vorteil der Untersuchung mit UV- und IR-Licht liegt in der weitgehend zerstörungsfreien Betrachtung der Objekte (unter Berücksichtigung der unter Lichteinwirkung/siehe oben genannten Einschränkungen), d.h. es müssen keine Proben entnommen werden, die zu einer Beschädigung der Oberfläche führen, wie es zur Bestimmung von Pigmenten oder Bindemitteln mittels chemischer Verfahren nötig sein kann.
Zu den für Kunstgegenstände wie Gemälde, Skulpturen und Möbeln schädlichen Mikroorganismen zählen Pilze und Bakterien. Ab einer spezifischen relativen Luftfeuchtigkeit besteht die Gefahr eines Befalls bzw. die Begünstigung der Lebensbedingungen. Pilze und Bakterien verursachen Verfärbungen, Versprödungen, Bindemittel- und Stabilitätsverluste etc.
Die relative Luftfeuchtigkeit (auch: relative Feuchte, rF, Angabe in %) bezeichnet die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit (Wassergehalt in Form von Wasserdampf) bei einer bestimmten Temperatur in Abhängigkeit von der größtmöglichen Wasseraufnahmekapazität. (Wärmere Luft kann mehr absolute Feuchtigkeit aufnehmen als kühlere, das Verhältnis ist nicht linear.)
In einem geschlossenen Raum ändert sich die rel. Feuchte bei Änderung der Temperatur, während der absolute Wassergehalt gleich bleibt. Sinkt die Temperatur, erhöht sich die rel. Feuchte; wird die Temperatur angehoben, sinkt entsprechend die rel. Feuchte.
Die relative Feuchte hat einen großen Einfluss auf die Holzfeuchte und damit auf das Quellen und Schwinden (Arbeiten) des Holzes.
Eine hohe rel. Feuchte begünstigt den Befall durch Mikroorganismen (für holzzerstörende Pilze ab etwa 70%rF,) und die Lebensbedingungen für holzzerstörende Insekten.
Leider wird in Printmedien (außerhalb von Fachliteratur) häufig der Begriff „Restauration“ anstelle von „Restaurierung“ verwendet, z.B. in Zeitungsberichten über die „Restauration“ eines Gebäudes, eines Altarretabels, eines Gemäldes oder ähnlichem. Gelegentlich tauchen auch beide Begriffe in demselben Artikel auf, was dem Nichtfachmann den Eindruck vermittelt, dass es sich um zwei Benennungen handelt, die gleichgesetzt werden können. Der Ausdruck „Restauration“ bezieht sich jedoch auf Beköstigung und ist vielmehr mit „Restaurant“ gleichzusetzen.
Zum Leidwesen der Restauratoren ist diesbezüglich auch der Artikel im „DUDEN“ nicht korrekt.
Richtig ist, dass beide Bezeichnungen gleichen Ursprungs sind und Wiederherstellung bedeuten, aber mit unterschiedlichem Bezug: Restauration meint im Allgemeinen die körperliche Wiederherstellung durch Nahrungsaufnahme, während sich die Restaurierung mit der materiellen Wiederherstellung von Kunstwerken und historischen Objekten befasst.
Mit Restauration bezeichnet man fernerhin bestimmte regionale Abschnitte der Zeitgeschichte, die eng mit geschichtlichen Ereignissen verknüpft sind:
Ereignisse dieser Art sind die Restauration des Hauses Stuart in England (16601688), oder die Restauration der Bourbonen in Frankreich (1814/151830).
In den deutschsprachigen Staaten versteht man darunter den Zeitraum des Vormärz (Zeit nach dem Wiener Kongress 1815). In diese Zeit fällt auch die Restauration in der Schweiz.
Die Zeit nach 1848 in Deutschland wird ebenfalls teilweise Restaurationszeit genannt. (Häufiger: Reaktionsära)
Die Meiji-Restauration bezeichnet den politischen Umbruch in Japan im Jahr 1868.
Die Restaurierung (Wiederherstellung) setzt die Konservierung voraus (schliesst sie ein) und baut auf ihr auf. Ziel der Restaurierung ist eine Verbesserung des optischen Eindrucks. Er kann durch Verluste (Fehlstellen in der Fassung, verloren gegangenes Furnier, abgebrochene Teile etc.) stark beeinträchtigt sein. Zu berücksichtigen ist bei der Restaurierung die Funktion und die Funktionsfähigkeit des Objekts sowie seine Geschichte. So wurden z.B. in früherer Zeit Veränderungen (auch unter Materialverlust) vorgenommen, die im Zusammenhang mit einer geänderten Präsentation stehen können. Sie können oder sollten nicht ohne weiteres zurückgeführt werden, weil sie inzwischen als historisch gewachsene Zustände gewertet werden können und somit selbst einen historischen Wert darstellen.
Eine qualifizierte Restaurierung trägt immer auch zu einem Werterhalt bei.
An die Untersuchung schließt sich die Auswertung, in der Regel die Schadensanalyse an. Sie ist wichtig, um die Ursachen der Schäden zu erkennen und sie bei der Erstellung eines Behandlungskonzepts entsprechend zu berücksichtigen. Dadurch kann einem erneuten Auftreten der selben Schäden entgegen gewirkt werden (passive Konservierung). Hierzu wird neben den am Objekt sichtbar zutage tretenden Veränderungen auch das Umfeld einbezogen wie beispielsweise das Klima und die Lichteinwirkung.
Die Befunduntersuchung bildet die Grundlage für jegliche Form der nachfolgenden Behandlungen der Konservierung und Restaurierung.
Durch eine detaillierte Untersuchung erhält man einen tieferen Einblick in die Technologie des Objekts, d.h. es lassen sich Angaben zu verwendeten Materialien, Maltechniken, Konstruktionen machen, Veränderungen/Überarbeitungen, Verfälschungen oder Fälschungen feststellen aber auch Schäden und deren Ausmaß erfassen. Erst wenn man das Objekt mit seinem gesamten Schadensumfang erforscht hat, kann man aufgrund einer (genauen) Schadensanalyse geeignete Maßnahmen zur Behebung der problematischen Zustände treffen, die im Behandlungskonzept berücksichtigt werden.